Koranreise: Al-Bakara Teil 70 – Eine beliebige Kuh

Im Namen Allahs, des Allerbarmers, des stets Barmherzigen:

Alles Lob und aller Dank gebührt Allah, dem Herrn aller Nationen. Friede sei mit all Seinen Gesandten und rechtschaffenen Dienern.

Im vorangegangenen Teil haben wir erfahren, wie das Samstagsvolk von Allah bestraft wurde, weil es Seine Gebote auf die leichte Schulter nahm. In diesem Teil werden wir erneut zur Zeit von Moses, Friede sei mit ihm (Fsmi), zurückkehren und miterleben, wie man sich das Leben selbst schwer machen kann.

وَإِذْ قَالَ مُوسَىٰ لِقَوْمِهِ إِنَّ اللَّهَ يَأْمُرُكُمْ أَنْ تَذْبَحُوا بَقَرَةً ۖ قَالُوا أَتَتَّخِذُنَا هُزُوًا ۖ قَالَ أَعُوذُ بِاللَّهِ أَنْ أَكُونَ مِنَ الْجَاهِلِينَ

Als Moses zu seinem Volk gesprochen hatte: „Wahrlich, Allah befiehlt euch, eine Kuh zu schlachten“, hatten sie geantwortet: „Willst du uns auf den Arm nehmen?“ Er hatte gesprochen: „Ich nehme Zuflucht bei Allah davor, zu den Ignoranten zu gehören.“

 ~ Al-Bakara (Die Kuh) 2:67

Kann Allah nicht befehlen, was Er will?

Als sich das Volk von Moses (Fsmi) in der Wüste befand, befahl Allah ihnen, eine Kuh zu schlachten. Die Söhne Israels konnten diesen Befehl nicht ernst nehmen und dachten, Moses (Fsmi) würde sie damit veralbern wollen. Jedoch war Moses (Fsmi) für seine Ernsthaftigkeit bekannt und hätte so etwas nie getan. Seine Aussage, dass er bei Allah Zuflucht sucht, zeigt auch, dass ihn diese Anschuldigung äußerst wütend machte und er versuchte, seine Emotionen zu kontrollieren. Weshalb dachten die Söhne Israels denn, dass es sich hierbei um einen Spaß bzw. um Unfug handelte?

Aus den historischen Angaben der Tafsir-Gelehrten sowie aus dem 72. Vers der Sure Al-Bakara, den wir, so Allah will, im nächsten Beitrag behandeln werden, wird der Kontext dieses Befehls ersichtlich. Einer der Söhne Israels hatte jemanden aus dem Volk getötet. Niemand wusste jedoch, wer der Mörder war. Da dies ein großes Chaos verursachte, verlangten sie von Moses (Fsmi), dass er Allah darum bittet, ihnen den Mörder zu offenbaren. Daraufhin wurde ihnen befohlen, eine beliebige Kuh zu schlachten. Doch fanden sie diesen Befehl so unpassend und merkwürdig, dass sie dachten, Moses spiele ihnen einen Streich. Jedoch plante Allah etwas ganz anderes mit ihnen.

Außerdem hat dieser Befehl einen weiteren interessanten Aspekt an sich. Denn vor nicht allzu langer Zeit hatte das Volk eine Kalbsstatue angebetet. Da das Kalb und somit auch die Kuh weiterhin eine besondere Rolle in ihren Herzen hatten, erzeugte der Befehl, eine Kuh zu schlachten, weitere Fragezeichen bei ihnen.

قَالُوا ادْعُ لَنَا رَبَّكَ يُبَيِّنْ لَنَا مَا هِيَ ۚ قَالَ إِنَّهُ يَقُولُ إِنَّهَا بَقَرَةٌ لَا فَارِضٌ وَلَا بِكْرٌ عَوَانٌ بَيْنَ ذَٰلِكَ ۖ فَافْعَلُوا مَا تُؤْمَرُونَ قَالُوا ادْعُ لَنَا رَبَّكَ يُبَيِّنْ لَنَا مَا لَوْنُهَا ۚ قَالَ إِنَّهُ يَقُولُ إِنَّهَا بَقَرَةٌ صَفْرَاءُ فَاقِعٌ لَوْنُهَا تَسُرُّ النَّاظِرِينَ قَالُوا ادْعُ لَنَا رَبَّكَ يُبَيِّنْ لَنَا مَا هِيَ إِنَّ الْبَقَرَ تَشَابَهَ عَلَيْنَا وَإِنَّا إِنْ شَاءَ اللَّهُ لَمُهْتَدُونَ قَالَ إِنَّهُ يَقُولُ إِنَّهَا بَقَرَةٌ لَا ذَلُولٌ تُثِيرُ الْأَرْضَ وَلَا تَسْقِي الْحَرْثَ مُسَلَّمَةٌ لَا شِيَةَ فِيهَا ۚ قَالُوا الْآنَ جِئْتَ بِالْحَقِّ ۚ فَذَبَحُوهَا وَمَا كَادُوا يَفْعَلُونَ

Sie hatten gesagt: „Rufe für uns zu deinem Herrn. Er soll uns darlegen, was sie ausmacht.“ Er hatte geantwortet: „Wahrlich, Er spricht: „Wahrlich, sie ist eine Kuh, die weder alt noch jung, sondern etwas dazwischen ist.“ So tut das, was euch befohlen wird.“ Sie hatten gesagt: „Rufe für uns zu deinem Herrn. Er soll uns darlegen, welche Farbe sie hat.“ Er hatte geantwortet: „Wahrlich, Er spricht: „Wahrlich, sie ist eine gelbe Kuh, deren Farbe glänzend ist und die ihre Betrachter zufriedenstellt.““ Sie hatten gesagt: „Rufe für uns zu deinem Herrn. Er soll uns darlegen, was sie ausmacht. Wahrlich, das Rind erscheint uns zum Verwechseln ähnlich. Wahrlich, wenn Allah will, werden wir Rechtgeleitete sein!“ Er hatte geantwortet: „Wahrlich, Er spricht: „Wahrlich, sie ist eine Kuh, die nicht unters Joch gespannt worden ist, um die Erde zu pflügen oder das Ackerland zu bewässern. Sie ist makellos und weist keinerlei Flecken auf.““ Sie hatten gesagt: „Jetzt hast du die Wahrheit gebracht.“ So hatten sie sie geschlachtet; doch beinahe hätten sie es nicht getan.

 ~ Al-Bakara (Die Kuh) 2:68–71

Fragen über Fragen

Das Volk sollte eine beliebige Kuh schlachten. Jedoch waren sie nicht ganz davon überzeugt. Deshalb stellten sie Moses (Fsmi) Fragen über die Eigenschaften dieser Kuh und erschwerten sich somit die Ausführung des Befehls. Nach dreimaligem hin und her offenbarte ihnen Allah, dass die Kuh wie folgt sein sollte:

  1. Sie sollte weder zu alt noch zu jung sein.
  2. Sie sollte glänzend gelb und äußerst ansehnlich sein.
  3. Sie sollte nie für Arbeitszwecke genutzt worden sein.
  4. Sie sollte makellos sein und keine Flecken aufweisen.

Wie sehr diese Beschreibungen doch an das goldene Kalb erinnern! Somit prüfte Allah sie wegen ihrer trotzigen Haltung auf mehreren Ebenen. Hätten sie sofort nach dem ersten Befehl irgendeine Kuh geschlachtet, wäre das Thema erledigt gewesen. Selbst nach der ersten Frage machte Allah es ihnen noch leicht. Jedoch wurde die Prüfung von Frage zu Frage immer schwieriger. Zwischendurch waren sie es, die Moses (Fsmi) auf den Arm nahmen, indem sie pseudo-aufrichtige Kommentare von sich gaben.

Im 108. Vers der Sure Al-Bakara warnt Allah uns davor, ebenfalls so viele Fragen zu stellen, wie die Söhne Israels es getan haben. Folglich sollten wir die wohl wichtigste Lehre dieser Erzählung mitnehmen, dass wir mit dem zufrieden sein sollten, was Allah uns mitgeteilt hat. Wenn Allah in Seinem Buch ein Thema nicht behandelt hat und selbst der Gesandte auf etwas nicht eingegangen ist, weshalb möchten wir dann unbedingt alles erfragen und wissen? So sollten wir von unnötigen Fragen, die uns in keinster Weise weiterhelfen, fernbleiben und uns ausschließlich auf das fokussieren, was uns eindeutig befohlen wurde.

Beinahe hätten sie es nicht getan

Wie sollten sie überhaupt noch eine Kuh mit solch einer Beschreibung finden? Dabei ist nicht außer Acht zu lassen, dass sie sich weiterhin in der Wüste befanden. Da sie nun realisierten, dass sie nicht mehr weiter fragen sollten, taten sie so, als hätte Moses (Fsmi) nun endlich die Wahrheit gebracht und sie machten sich auf die Suche. Nach einer für uns unbekannten Suchdauer fanden sie solch eine Kuh und schlachteten sie. Doch beinahe hätten sie es wohl nicht getan. Allah teilt uns nicht weiter mit, wie sie untereinander diskutiert und womöglich damit gekämpft haben, sich zu überwinden, den Befehl letztlich auszuführen. Es handelte sich nun um eine äußerst schöne und makellose Kuh. Doch den Befehl konnten sie nach wie vor nicht verstehen.

Im nächsten Teil werden wir, so Allah will, erfahren, was Allah mit dieser Kuh vorhatte und wie Er somit ein großes Mysterium unter ihnen aufdeckte.

Veröffentlicht von Himmelsschüler

Friede sei mit dir! Wir freuen uns, dass du unsere Plattform besuchst und heißen dich herzlich Willkommen bei Himmelsschüler! Himmelsschüler ist eine Plattform, die gegründet wurde, um den Menschen die Religion Gottes – wir nennen Ihn Allah – näher zu bringen. Diese Religion nennt Allah Islam (z. Dt. Ergebenheit). Allah hat alles, was der Mensch braucht, um rechtgeleitet zu werden und sowohl im Diesseits als auch im Jenseits Glückseligkeit zu erlangen, in Form eines Buches herabgesandt. Dieses Buch hat er Koran genannt. Der Koran wurde vor ca. 1400 Jahren einem in der Arabischen Halbinsel lebenden Mann namens Muhammed offenbart, der von Allah als Gesandter auserwählt wurde. Dessen Aufgabe bestand darin, den Menschen zu übermitteln, was ihm offenbart wurde. Seitdem wurde der Koran vom Arabischen in verschiedenste Sprachen übersetzt und weltweit verbreitet. Doch so, wie der Koran nicht die erste Nachricht Allahs an die Menschen ist, war Muhammed nicht der Erste unter den Gesandten (Möge Allahs Frieden mit all ihnen sein). Vor ihm gab es seit jeher unzählige Gesandte, die mithilfe der Offenbarungen Allahs mit derselben Mission entsandt wurden. Die Kernaussage der Offenbarungen war dabei stets die gleiche: Es gibt keinen Gott außer Allah! Der Gesandte Muhammed ist jedoch der letzte der Gesandten und der Koran die letzte Offenbarung Allahs für die Menschheit. Für jeden, der nicht blind ist, seinen Verstand nutzt und an seinen Schöpfer glaubt, stellt der Koran die Rechtleitung dar. Darin spricht der Schöpfer aller Nationen Seine Schöpfung direkt an, stellt Sich selbst vor und erklärt, warum wir Menschen hier sind – den sogenannten „Sinn des Lebens“ – und wohin die Reise letztendlich geht. Allah sagt im Koran: Wer ist besser hinsichtlich der Rede als der, der zu Allah ruft, rechtschaffen handelt und sagt: „Wahrlich, ich gehöre zu den Ergebenen.“ ~ Fussilet (Detailreich erklärt) 41:33 Unter euch soll es eine Gemeinschaft geben, die zum Guten einlädt, das Rechte gebietet und vom Schlechten abhält. Jene sind die Erfolgreichen! ~ Ali-Imran (Die Familie Amrams) 3:104 Um diesen Versen unseres Herrn gerecht zu werden, haben wir Himmelsschüler gegründet. So möchten wir dich und alle anderen Menschen mit der wahren Religion Allahs vertraut machen und zu ihr einladen. Wir rufen lediglich zu Allah, dem Herrn der Himmel und der Erde. Ihm allein dienen wir und Ihm allein haben wir uns ergeben. So begleite uns auf diesem Weg, sodass wir voneinander lernen und uns gegenseitig stärken; oder damit wir auf dem Weg zur Wahrheit auf ehrliche Art und Weise miteinander diskutieren und uns austauschen können. Lasst uns alle gemeinsam Schüler des allweisen Lehrers sein, auf dass wir Seine Gunst und Zufriedenheit und somit ewige Glückseligkeit erlangen!

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