Im Namen Allahs, des Allerbarmers, des stets Barmherzigen:
Alles Lob und aller Dank gebührt Allah, dem Herrn aller Nationen. Friede sei mit all Seinen Gesandten und rechtschaffenen Dienern.
Im vorangegangenen Teil haben wir die Strafe der Ableugnung behandelt, vor der Allah die Menschen seit jeher gewarnt hat. In diesem Teil werden wir einleitend untersuchen, wer die Söhne Israels sind, weshalb Allah sie im nachfolgenden Vers direkt anspricht und inwiefern sie kontextuell eine Rolle spielen.
يَا بَنِي إِسْرَائِيلَ اذْكُرُوا نِعْمَتِيَ الَّتِي أَنْعَمْتُ عَلَيْكُمْ وَأَوْفُوا بِعَهْدِي أُوفِ بِعَهْدِكُمْ وَإِيَّايَ فَارْهَبُونِ
O Söhne Israels! Erinnert euch an Meine Gabe, die Ich euch erwiesen habe. Erfüllt (euer) Versprechen Mir gegenüber, sodass Ich (Mein) Versprechen euch gegenüber erfülle. Fürchtet Mich allein!
~ Al-Baqara (Die Kuh) 2:40
Israel und seine Söhne
Das Wort Israel stammt aus dem Hebräischen und bedeutet so viel wie der Kämpfer Gottes. Dieser Beiname wurde dem Propheten Jakob, Friede sei mit ihm (Fsmi), seinerzeit verliehen. Die Söhne Israels sind somit die Söhne Jakobs. Jakob hatte zwölf Söhne, aus denen später zwölf Stämme entstanden. Als Nachfahren Jakobs wurden sie deshalb gesamtheitlich die Söhne Israels genannt. Da die Juden ihren Glauben auf Moses (Fsmi) und die Christen auf Jesus (Fsmi) zurückführen, gehörten beide Religionsgemeinschaften ursprünglich zu den Söhnen Israels. Denn all diese Propheten stammen direkt von Jakob (Fsmi) ab.
Dennoch sind mit den Söhnen Israels meist nur die Juden gemeint, da die Christen das hierfür verbindliche Konzept der Zugehörigkeit zum israelitischen Volk nicht übernommen haben. Es existiert im Christentum also keine Voraussetzung, zur Blutlinie Israels zu gehören. Somit ist nicht jeder Christ auch ein Nachfahre Jakobs (Fsmi); nicht so für die Juden. Wenn Allah im Koran Juden und Christen gleichzeitig adressiert, nutzt Er oft die Bezeichnung „Ahl Al-Kitab – اهل الكتاب (z. Dt. Leute der Schrift)“.
Die Gabe Allahs
Allah wählte die Söhne Israels aus und bescherte ihnen Gaben, die kein anderes Volk erhalten hat. An erster Stelle steht, dass ihr Herr ihnen stets Propheten aus ihren Reihen entsandte, die sich um ihre Rechtleitung und somit ihr Wohl bemühten. Mehr als ein Drittel aller Propheten, die wir aus dem Koran kennen, wurden zu den Söhnen Israels entsandt oder zählten mitunter zu ihren Vorfahren.
Trotz all der Fehler und Überschreitungen, die sie von Moses bis Jesus (Fsmi) begingen, verzeihte Allah ihnen andauernd. Durch jeden weiteren Propheten verlieh Er ihnen eine erneute Möglichkeit. Infolgedessen stellte Allah große Ansprüche an sie. Sie sollten Seine Religion als Vorbilder ausleben und anschließend in die ganze Welt hinaustragen. Geschweige dessen, dass sie den Glauben an ihre Abstammung koppelten und somit zu einer rassistischen Bewegung wurden, lebten sie den Glauben bei weitem nicht so aus, wie Allah es von ihnen verlangte.
Wie wir an anderen Stellen des Korans erfahren, verfluchte Allah sie folglich nach all der langen Zeit und entzog ihnen Seine Gaben. Doch als der Koran kam, gab Allah ihnen eine letzte Chance – eine finale Gelegenheit, sich Seinen Segen zurückzuverdienen. Dies ist einer der wichtigsten Gründe, weshalb Allah sie an dieser Stelle persönlich anspricht.
Die folgenden nahezu hundert Verse werden von ihnen handeln, was verdeutlicht, dass dies ein äußerst wichtiges Thema ist. Bei all diesen Versen ist neben dem historischen Kontext besonders der Bezug auf uns selbst von großer Bedeutung. Denn Allah hat all diese Verse nicht nur den Söhne Israels herabgesandt. Insbesondere für uns stecken unzählige Lehren darin, da nun die Muslime das neue auserwählte Volk darstellen.
Das gegenseitige Versprechen
Allah fordert die Söhne Israels auf, ihr Versprechen einzuhalten. Dann und nur dann würde Allah auch Seinem Teil der Abmachung nachkommen. Welche jedoch sind die Klauseln dieser Abmachung?
Es gibt nicht nur eine Antwort auf diese Frage. Jedoch ist eine der Antworten besonders prägnant. Wir erfahren an einer anderen Stelle des Korans, dass Allah mit jedem Volk eine Abmachung eingegangen ist, die sich auf die nachfolgenden Propheten bezog. Die Abmachung beinhaltete, an den jeweils nachfolgenden Propheten zu glauben und ihn bei seiner Mission zu unterstützen. Die Juden wussten sehr genau, wann und wo der nächste und letzte Prophet nach Jesus (Fsmi) erscheinen würde. Deshalb befand sich eine große Gruppe von ihnen auf der arabischen Halbinsel rundum Medina, da sie auf dessen Ankunft warteten. Tatsächlich waren sie so sicher von seiner baldigen Ankunft, dass sie den mekkanischen Götzendienern sogar damit drohten. Doch als er schließlich kam, lehnten sie ihn ab – nicht weil sie ihm nicht glaubten, sondern weil er nicht von ihrem Volk abstammte. Eine simple Eifersucht basierend auf Rassismus sollte somit ihr Untergang sein.
Im Gegenzug dazu – sprich wenn sie an den finalen Gesandten und seine Botschaft geglaubt hätten – hätte Allah sich ihrer erbarmt und sie gesegnet. Dann wären sie hinsichtlich ihrer Herkunft Israeliten, hinsichtlich ihres Glaubens jedoch wahre Ergebene, sprich Muslime. Wie wir im weiteren Verlauf der Verse sehen werden, hat ein erheblicher Teil von ihnen diese Aufforderung abgewiesen. Doch die einzelnen Gruppen und Individuen unter ihnen, die sich dem Islam angeschlossen haben, haben ihr Versprechen eingehalten und so auch Allah.
Im nächsten Teil werden wir, so Allah will, erneut aufgreifen, weshalb es so wichtig ist, dass der Koran die vorherigen Bücher bestätigt und sie nicht völlig als wertlos und irrelevant betitelt.