Koranreise: Al-Bakara Teil 50 – Wenn Wissen einem nichts nützt

Im Namen Allahs, des Allerbarmers, des stets Barmherzigen:

Alles Lob und aller Dank gebührt Allah, dem Herrn aller Nationen. Friede sei mit all Seinen Gesandten und rechtschaffenen Dienern.

Im vorangegangenen Teil haben wir die reinigende Pflichtabgabe (Zakat) der Söhne Israels untersucht. In diesem Teil werden wir nun ein gravierendes Fehlverhalten ihrer Schriftgelehrten behandeln.

أَتَأْمُرُونَ النَّاسَ بِالْبِرِّ وَتَنْسَوْنَ أَنْفُسَكُمْ وَأَنْتُمْ تَتْلُونَ الْكِتَابَ ۚ أَفَلَا تَعْقِلُونَ

Befehlt ihr den Menschen das Gute und vergesst dabei euch selbst, obwohl ihr das Buch verlest? Nutzt ihr denn nicht euren Verstand?

 ~ Al-Baqara (Die Kuh) 2:44

Unnützes Wissen

Den Menschen das Gute zu befehlen, ist die Aufgabe eines jeden Gläubigen. Dies erfordert, genauestens zu wissen, was „gut“ bedeutet. Eine grundlegende Voraussetzung hierfür ist wiederum der Zugang zum göttlichen Wissen. Denn wer nicht weiß, wie Allah „gut“ definiert, kann das Gute auch nicht verstehen, geschweige denn befehlen.

Die jüdischen Schriftgelehrten waren besonders gut darin ausgebildet, zu wissen, was gut und was schlecht ist. Deshalb konnten sie, wenn sie wollten, die Menschen jederzeit gezielt ermahnen. Wie kam es dann, dass ausgerechnet diese wissenden Gelehrten selbst am schlimmsten und korruptesten waren und aufs Schärfste von Allah kritisiert wurden? 

Lediglich über ein Wissen zu verfügen, genügt nicht, damit dieses auch Anwendung findet. Es ist nicht selten, dass ein Mensch sich selbst vergisst, während er andere ermahnt bzw. ihnen Ratschläge erteilt. So haben die jüdischen Gelehrten ausschließlich formal ihre Aufgabe innerhalb der Gesellschaft erfüllt und damit ihr Gewissen bereinigt. Sie selbst haben sich jedoch nicht an die fundamentalen Bestandteile ihrer Religion gehalten.

Weshalb haben sie überhaupt das Gute befohlen?

Stellt es nicht eine große Bürde für einen Menschen dar, anderen das Gute zu befehlen? Wenn die jüdischen Gelehrten so sehr an die Welt gebunden waren, weshalb haben sie dies dann überhaupt getan? Die Antwort ist äußerst einfach: Sie wurden von allen geehrt, versorgt und auf Händen getragen; bloß aufgrund ihres Ansehens als Gelehrte ihres Volkes. Somit war das Befehlen des Guten nichts als ein Beruf, für den sie mehr als reichlich entlohnt wurden. 

Genau dieses Phänomen erklärt auch, weshalb sie sich selbst nicht an die Gebote halten wollten. Denn sie verrichteten ihre Gottesdienste für Geld und Ansehen. Wie sollten sie durch ihre Gebete und ihr Fasten so überhaupt Rechtleitung finden? Allah leitet denjenigen recht, den Er will bzw. der es auch will.

Haben wir dieses Problem nicht heute ebenfalls?

Weshalb verbessert sich unsere Lage heute nicht? Weshalb sinkt selbst in unseren eigenen Reihen die Sensibilität darüber, was gut und was schlecht ist? Wo sind unsere Gelehrten, die wahrhaftig das Gute gebieten und es in erster Linie selbst einhalten? 

Wenn wir einen Blick auf die sog. Gelehrten der heutigen Zeit werfen, werden wir nahezu weltweit dasselbe Phänomen erkennen. Davon ausgenommen ist ein erheblicher Teil der wahrhaftigen Gelehrten bzw. religiösen Figuren, die sich in Gefängnissen befinden, weil sie eben das Gute befohlen und es selbst beachtet haben. Es führt so weit, dass einige von ihnen sogar ermordet wurden. Dann gibt es noch jene Gelehrten, die zwar noch nicht gefangen genommen wurden, aber aufgrund der Tatsache, dass sie offen die Wahrheit sprechen und kein Blatt vor den Mund nehmen, dieser Gefahr ausgesetzt sind und mächtig unter Druck stecken. 

Doch letztlich gibt es sog. Gelehrte, die sich nahtlos in das oben beschriebene Phänomen einreihen. So predigen sie ausschließlich das, was sie und ihre Stellung nicht gefährdet.  Sie gebieten nicht einmal wirklich das Gute, da sie vieles von der tatsächlichen Botschaft des Korans verbergen. Selbst wenn die jüdischen Gelehrten mehr Autorität hatten, war der Beweggrund für ihr korruptes Verhalten nichts anderes als die Liebe zum Diesseits – dies gilt sowohl für sie als auch für sog. Gelehrten unserer Zeit.

Wenn wir erneut die Hilfe Allahs erhalten und unsere Religion mit Ehre und Stolz ausleben wollen, muss sich genau dieser Punkt ändern. Die Leute des Wissens sollten sich ihrer Verantwortung bewusst sein und in erster Linie sich selbst und anschließend die Menschheit zum Guten aufrufen, ohne dabei etwas auszusieben oder zu vergeben. Dann, aber auch nur dann können wir die Unterstützung und den Segen Allahs erwarten…

Im nächsten Teil werden wir, so Allah will, erfahren, wie den Söhnen Israels und auch uns mitgeteilt wurde, wie wir Allah um Hilfe bitten sollen.

Veröffentlicht von Himmelsschüler

Friede sei mit dir! Wir freuen uns, dass du unsere Plattform besuchst und heißen dich herzlich Willkommen bei Himmelsschüler! Himmelsschüler ist eine Plattform, die gegründet wurde, um den Menschen die Religion Gottes – wir nennen Ihn Allah – näher zu bringen. Diese Religion nennt Allah Islam (z. Dt. Ergebenheit). Allah hat alles, was der Mensch braucht, um rechtgeleitet zu werden und sowohl im Diesseits als auch im Jenseits Glückseligkeit zu erlangen, in Form eines Buches herabgesandt. Dieses Buch hat er Koran genannt. Der Koran wurde vor ca. 1400 Jahren einem in der Arabischen Halbinsel lebenden Mann namens Muhammed offenbart, der von Allah als Gesandter auserwählt wurde. Dessen Aufgabe bestand darin, den Menschen zu übermitteln, was ihm offenbart wurde. Seitdem wurde der Koran vom Arabischen in verschiedenste Sprachen übersetzt und weltweit verbreitet. Doch so, wie der Koran nicht die erste Nachricht Allahs an die Menschen ist, war Muhammed nicht der Erste unter den Gesandten (Möge Allahs Frieden mit all ihnen sein). Vor ihm gab es seit jeher unzählige Gesandte, die mithilfe der Offenbarungen Allahs mit derselben Mission entsandt wurden. Die Kernaussage der Offenbarungen war dabei stets die gleiche: Es gibt keinen Gott außer Allah! Der Gesandte Muhammed ist jedoch der letzte der Gesandten und der Koran die letzte Offenbarung Allahs für die Menschheit. Für jeden, der nicht blind ist, seinen Verstand nutzt und an seinen Schöpfer glaubt, stellt der Koran die Rechtleitung dar. Darin spricht der Schöpfer aller Nationen Seine Schöpfung direkt an, stellt Sich selbst vor und erklärt, warum wir Menschen hier sind – den sogenannten „Sinn des Lebens“ – und wohin die Reise letztendlich geht. Allah sagt im Koran: Wer ist besser hinsichtlich der Rede als der, der zu Allah ruft, rechtschaffen handelt und sagt: „Wahrlich, ich gehöre zu den Ergebenen.“ ~ Fussilet (Detailreich erklärt) 41:33 Unter euch soll es eine Gemeinschaft geben, die zum Guten einlädt, das Rechte gebietet und vom Schlechten abhält. Jene sind die Erfolgreichen! ~ Ali-Imran (Die Familie Amrams) 3:104 Um diesen Versen unseres Herrn gerecht zu werden, haben wir Himmelsschüler gegründet. So möchten wir dich und alle anderen Menschen mit der wahren Religion Allahs vertraut machen und zu ihr einladen. Wir rufen lediglich zu Allah, dem Herrn der Himmel und der Erde. Ihm allein dienen wir und Ihm allein haben wir uns ergeben. So begleite uns auf diesem Weg, sodass wir voneinander lernen und uns gegenseitig stärken; oder damit wir auf dem Weg zur Wahrheit auf ehrliche Art und Weise miteinander diskutieren und uns austauschen können. Lasst uns alle gemeinsam Schüler des allweisen Lehrers sein, auf dass wir Seine Gunst und Zufriedenheit und somit ewige Glückseligkeit erlangen!

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