Im Namen Allahs, des Allerbarmers, des stets Barmherzigen:
Alles Lob und aller Dank gebührt Allah, dem Herrn aller Nationen. Friede sei mit all Seinen Gesandten und rechtschaffenen Dienern.
Im vorangegangenen Teil haben wir die prägnante Eigenschaft der Demütigen behandelt, anhand derer sie stets das jenseitige Treffen mit Allah vor Augen haben. In diesem Teil werden wir über das Konzept des auserwählten Volkes am Fallbeispiel der Söhne Israels sprechen.
يَا بَنِي إِسْرَائِيلَ اذْكُرُوا نِعْمَتِيَ الَّتِي أَنْعَمْتُ عَلَيْكُمْ وَأَنِّي فَضَّلْتُكُمْ عَلَى الْعَالَمِينَ
O Söhne Israels! Erinnert euch an Meine Gabe, die Ich euch erwiesen habe und daran, dass Ich euch allen Nationen gegenüber begünstigt habe.
~ Al-Baqara (Die Kuh) 2:47
Die besondere Stellung der Söhne Israels
Als Nachfahren des geehrten Gesandten Abraham, Friede sei mit ihm (Fsmi), sowie seines Enkelsohnes Jakob (Fsmi), der auch Israel genannt wurde, erhielten die Söhne Israels die Ehre, das auserwählte Volk Allahs zu sein. Dies bedeutete unter anderem, dass Allah stets Propheten aus ihren eigenen Reihen erweckte, um ihnen Seine Botschaft zu verkünden. Durch den Segen ihres Herrn wurden sie von Ihm unterstützt und mit göttlicher Ordnung sowie Barmherzigkeit durchs Leben geführt. Doch war dieser Segen an eine wichtige Voraussetzung gekoppelt bzw. brachte eine große Verantwortung mit sich: Sie mussten die Gebote Allahs einhalten und Seine Propheten ehren, respektieren und ihrer Mission, die Religion auf der Erde zu etablieren, Hilfe leisten. Ansonsten wurde ihnen stattdessen der Fluch Allahs angedroht.
Diese besondere Stellung dauerte trotz all der großen Fehler und Sünden, die sie begingen, für eine lange Zeit an. Denn zeitweise sahen sie ihre Fehler ein und verfolgten einen Weg der Besserung. Doch schlussendlich versuchten sie nach etlichen Propheten zuvor, ebenfalls den Gesandten Jesus (Fsmi) zu töten. Daraufhin gab es eine ausgedehnte Wartezeit, in der Allah keine Propheten zu ihnen entsandte. Als der finale Prophet Muhammed (Fsmi) dann allen Nationen einschließlich der Söhne Israels entsandt wurde, beschloss Allah ihre Lage endgültig: Wenn sie an ihn und den Koran glauben, wird Allah sie weiterhin segnen. Wenn sie sich jedoch abwenden, wird ein ewiger Fluch auf ihnen lasten. Nichts außer der wahre Glaube an den Islam wird diesen Fluch aufheben können.
Wer ist heute das auserwählte Volk?
So stellt sich die Frage, wer heutzutage das auserwählte Volk darstellt, wenn die Söhne Israels diese Stellung doch offensichtlich verloren haben. Die Sure Al-Bakara, die wir im Zuge unserer Koranreise behandeln, gibt uns die eindeutige Antwort auf diese Frage. Das Thema wird so aufgebaut, dass zunächst klargestellt wird, wer die Söhne Israels, das ehemalige auserwählte Volk, gewesen ist, um dann den Übergang zum neuen auserwählten Volk einzuleiten. Diesmal soll dieses Volk nicht auf einer ethnischen Abstammung basieren, sondern sich unabhängig von Herkunft, Hautfarbe und Muttersprache aus Menschen mit demselben Glauben zusammensetzen. So sind die Muslime das neue auserwählte Volk Allahs. Deshalb geht Allah im zweiten Teil der Sure auf den Großteil der Gebote wie beispielsweise das Fasten und die Pilgerfahrt ein, welche die Säulen des Islams bilden.
Doch selbstverständlich beinhaltet dieses Volk ausschließlich jene, die diese Verantwortung als solche erkennen und wahrhaftig annehmen. Ansonsten droht uns derselbe Fluch, der auch die Söhne Israels ereilt hat. Aus diesem Grund ist es umso wichtiger, die Söhne Israels gut zu studieren, um all dieselben Fehler, die sie begangen haben, nicht zu begehen. Das ist auch ein Grund, weshalb Allah im Koran so viel von ihnen berichtet.
Im nächsten Teil werden wir, so Allah will, die Beschreibungen des Tages des jüngsten Gerichts studieren, mit denen Allah die Juden, aber insbesondere auch uns, warnt.