Im Namen Allahs, des Allerbarmers, des stets Barmherzigen:
Alles Lob und aller Dank gebührt Allah, dem Herrn aller Nationen. Friede sei mit all Seinen Gesandten und rechtschaffenen Dienern.
Im vorangegangenen Teil haben wir gelernt, dass am jüngsten Tag keinerlei Freundschaft, Fürsprache oder sonstiger Handel etwas nützen wird. In diesem Teil werden wir die Ansprache Allahs analysieren, im Rahmen derer die Söhne Israels an die tyrannischen Zeiten der Unterdrückung durch den Pharao erinnert werden.
وَإِذْ نَجَّيْنَاكُمْ مِنْ آلِ فِرْعَوْنَ يَسُومُونَكُمْ سُوءَ الْعَذَابِ يُذَبِّحُونَ أَبْنَاءَكُمْ وَيَسْتَحْيُونَ نِسَاءَكُمْ ۚ وَفِي ذَٰلِكُمْ بَلَاءٌ مِنْ رَبِّكُمْ عَظِيمٌ
Wir hatten euch vor den Leuten Pharaos gerettet. Sie hatten die schlimme Strafe über euch verhängt, indem sie eure Söhne abgeschlachtet und eure Frauen am Leben gelassen hatten. Darin hatte eine gewaltige Prüfung von eurem Herrn gelegen.
~ Al-Baqara (Die Kuh) 2:49
Historischer Hintergrund
Die Söhne Israels bzw. Jakobs, Friede sei mit ihm (Fsmi), sind aufgrund der Machtposition ihres Bruders Josef (Fsmi) nach Ägypten gezogen, um sich dort anzusiedeln. Obwohl sie zunächst einen Ehrenstatus genießen durften, wurden sie viele Generationen später vom Pharao versklavt. Ungefähr 400 Jahre nach ihrer Ankunft in Ägypten war ein Pharao an die Macht gekommen, der all dieses Unheil zu verschulden hatte. Auch wenn nicht mit Sicherheit gesagt werden kann, wer er gewesen ist, deutet die mehrheitliche Meinung auf Ramses II hin. Jedoch soll all das Unrecht womöglich schon in der Regierungszeit seines Vaters seinen Ursprung haben.
Zuvor wurden die Könige Ägyptens nicht Pharaonen genannt. Zum ersten Mal erklärten sich die ägyptischen Könige demnach als Götter und bekundeten die absolute und alleinige Machtstellung im Land. Sie erlaubten sich sehr viel Unheil und meinten, tun zu dürfen, was auch immer sie wollten. Dies war der Beginn einer düsteren, ungerechten und grausamen Dynastie.
Die Söhne Israels, die zum Zeitpunkt ihrer Einsiedlung noch unter 100 Personen ausmachten, wuchsen über die Jahrhunderte zu einem riesigen Volk von einer Millionen Menschen heran. Dies machte dem Pharao zu schaffen, da sie Ausländer waren und das Land aufgrund ihrer Anzahl auf lange Sicht dominieren würden. Zur Lösung dieses Problems verordnete er seinen Soldaten die Ausführung eines gewaltigen Unrechts – einen brutalen Genozid bzw. Völkermord nationaler Tragweite.
Eine gewaltige Prüfung
Dass jemandem aus der eigenen Familie geschadet wird, ist meist schmerzhafter, als wenn man selbst darunter leiden würde. Versetzen wir uns einmal in die Lage eines armen, versklavten Arbeiters der Söhne Israels zur damaligen Zeit. Sein neugeborener Sohn wird vor seinen Augen kompromisslos von den ägyptischen Soldaten abgeschlachtet. Weiterhin wird sich an seiner Frau vergriffen und es werden anderweitige Foltermethoden angewandt. Kann es eine noch gewaltigere Prüfung für einen Mann geben, fragt man sich da zurecht.
All das waren keine Einzelfälle. Den Verwandten und Nachbarn ging es ähnlich – bloß weil sie Fremde waren, die zudem den heidnischen Glauben des Landes nicht ehrten bzw. anerkannten. Im ganzen Land waren die Söhne Israels diesem Schicksal ausgesetzt und konnten zunächst nichts dagegen unternehmen. Doch all das sollte bald ein bemerkenswertes Ende haben.
Im nächsten Teil werden wir, so Allah will, einen großen zeitlichen Sprung in der Erzählung machen und ihre Befreiung von der pharaonischen Tyrannei behandeln.