Im Namen Allahs, des Allerbarmers, des stets Barmherzigen:
Alles Lob und aller Dank gebührt Allah, dem Herrn aller Nationen. Friede sei mit all Seinen Gesandten und rechtschaffenen Dienern.
Im vorangegangenen Teil haben wir die Errettung der Söhne Israels vor dem Pharao behandelt, im Rahmen derer Moses, Friede sei mit ihm (Fsmi), mit der Erlaubnis Allahs das Meer gespalten hatte. In diesem Teil werden wir nun erfahren, was nach dieser wunderhaften Errettung passierte und wie sich die Situationen der Söhne Israels drastisch veränderte.
وَإِذْ وَاعَدْنَا مُوسَىٰ أَرْبَعِينَ لَيْلَةً ثُمَّ اتَّخَذْتُمُ الْعِجْلَ مِنْ بَعْدِهِ وَأَنْتُمْ ظَالِمُونَ
Wir hatten Uns für vierzig Nächte mit Moses verabredet. So hattet ihr nach ihm das Kalb (zum Gott) genommen, während ihr Unrechtbegehende gewesen wart.
~ Al-Bakara (Die Kuh) 2:51
Das Treffen auf dem Berg
Allah hatte Großes mit den Söhnen Israels vor. Nach ihrer Errettung wollte Er ihnen eine große Herrschaft geben und sie mit Seiner göttlichen Botschaft unterstützen sowie leiten. So gab Er Moses (Fsmi) die Anweisung, sein Volk für dreißig Tage zu verlassen und zum Gipfel des Berges Sinai hinaufzuklettern, um dort von Ihm persönlich Offenbarungen zu erhalten. Diese dreißig Tage wurden anschließend auf vierzig Nächte vervollständigt.1 Während dieser Zeit erhielt Moses (Fsmi) von Allah Tafeln, die die bekannten Zehn Gebote sowie weitere Thoraverse beinhalteten.
Der unmittelbare Götzendienst der Söhne Israels
Die Verantwortung über sein Volk hatte Moses (Fsmi) für diesen Zeitraum seinem älteren Bruder Aaron (Fsmi) übergeben, der bekannterweise ebenfalls ein Gesandter Allahs war. Doch verspürten die Söhne Israels viel mehr Respekt und Ehrfurcht vor Moses (Fsmi) als vor Aaron (Fsmi), weshalb sie ihm in Moses‘ Abwesenheit kein Gehör schenkten.
So trat ein Mann namens Samiri hervor und unterbreitete den Söhnen Isreals den Vorschlag, all das Gold, das sie aus Ägypten mitgenommen hatten, in einen großen Topf zu schmeißen, um es schmelzen zu lassen und daraus eine Götterstatue zu formen. Auf diesen Gedanken kam er, da das Volk den Wunsch bekundet hatte, eine Statue zu besitzen, um ihrem Gott Ehre zu erweisen und Ihn dafür lobzupreisen, dass Er sie aus der pharaonischen Gefangenschaft befreit hat. Doch genau dieser Gott lehrte ihnen doch seit Anbeginn der Zeit, dass Er keine solchen Statuen duldet und den Götzendienst vollständig verhasst.
Wie dem auch sei, hörten sie auf Samiri und ließen sich auch von Aaron (Fsmi) nichts einreden, der selbstverständlich vehement versuchte, sie von diesem gewaltigen Fehler abzuhalten. So formte Samiri ein goldenes Kalb für sie und meinte, dass das ihr Gott sei, den sie von nun an stellvertretend anbeten sollten. Wie verzaubert begannen die Söhne Israels, um dieses Kalb herumzutanzen und ihm Opfergaben darzubieten. Dieses Ereignis und die anschließende Reaktion von Moses (Fsmi) auf all das Geschehene wird in der 20. Sure Taha detailliert wiedergegeben. Im Rahmen dessen wird der Prophet Aaron (Fsmi) von den biblischen Anschuldigungen, er habe diese Götterstatue erbaut, reingewaschen.
Dies ist eines der Ereignisse, die einen tatsächlich zum Staunen bringen. Kurz nach ihrer Errettung durch Allah, dem Gott von Moses (Fsmi), verfielen sie unmittelbar in Beigesellung und Götzendienst. Und das, nachdem ihr Prophet sie für nur ein paar Tage verließ, um Offenbarung von seinem Herrn zu erhalten und sogar einen weiteren Propheten, der weiterhin unter ihnen verweilte, die Verantwortung übertrug. Nicht nur gingen sie somit in die Irre, sondern begingen die größte und gewaltigste aller Sünde.
Wie stur die Söhne Israels auch gewesen sein mögen und wie schwer dieser Irrtum auch nachzuvollziehen ist, verhält sich die Mehrheit der Menschen eben genauso undankbar und stur gegenüber Allah. Während Er uns alle erschaffen hat und uns tagtäglich versorgt, können wir es uns trotzdem anmaßen, ihn zu vergessen und anderen mehr Priorität zu geben. So sollten wir nicht die Söhne Israels verurteilen, sondern vielmehr Lehren ziehen und nicht dieselben Fehler begehen.
Die Vergebung trotz der großen Sünde
ثُمَّ عَفَوْنَا عَنْكُمْ مِنْ بَعْدِ ذَٰلِكَ لَعَلَّكُمْ تَشْكُرُونَ
Anschließend hatten Wir euch nach alldem verziehen, auf dass ihr dankbar sein möget.
~ Al-Bakara (Die Kuh) 2:52
Die Barmherzigkeit Allahs kennt keine Grenzen! Götzendienst ist die größte Sünde, die es jemals gab und für alle Zeiten geben wird. Dennoch hat der Herr aller Nationen ihnen vergeben und ihnen einen Ausweg aus ihrem Dilemma verschafft. Wenn wir, so Allah will, in Zukunft den 54. Vers dieser Sure behandeln, werden wir den besagten Ausweg näher untersuchen. Doch allein die Tatsache, dass ihnen vergeben wurde, sollte uns große Hoffnung machen. Solange wir am Leben sind, kann uns jede unserer Sünden vergeben werden – wir müssen es nur wollen und aufrichtig bereuen. Wenn Allah selbst diesen undankbaren und sturen Menschen ihren Götzendienst verziehen hat, wird er uns dann nicht Selbiges oder noch kleinere Sünden vergeben?
Das Ziel Allahs ist es, dass wir Ihm Dankbarkeit entgegenbringen und somit ein besseres und erfüllteres Leben führen. Es gibt wohl nichts Schöneres, als von Allah, dem Herrn der Himmel und Erde, Vergebung zu empfangen. Erfordert das nicht ewige und konstante Dankbarkeit? So lasst uns auch uns für unsere Sünden und Unzulänglichkeiten um Vergebung bitten, um die Barmherzigkeit Allahs aus nächster Nähe verspüren zu können. Möge Er uns allen vergeben und uns zu dankbaren Dienern formen.
Im nächsten Teil werden wir, so Allah will, mehr über die Thora erfahren und eine ihrer wichtigsten Eigenschaften behandeln, die sie mit dem Koran gemeinsam hat.
[1] vgl. Al-A’raf (Die Aussichtsposten) 7:142