Koranreise: Al-Bakara Teil 69 – Die Bestrafung des Samstagsvolkes

Im Namen Allahs, des Allerbarmers, des stets Barmherzigen:

Alles Lob und aller Dank gebührt Allah, dem Herrn aller Nationen. Friede sei mit all Seinen Gesandten und rechtschaffenen Dienern.

Im vorangegangenen Teil haben wir erfahren, dass die Barmherzigkeit Allahs der Grund gewesen ist, weshalb Allah den Söhnen Israels und schließlich auch jedem ungerechten Volk Aufschub gewährt hat und auch weiterhin gewährt. In diesem Teil werden wir jedoch von einer Gruppe der Söhne Israels erfahren, die aufgrund ihrer Sünde bestraft wurden.

وَلَقَدْ عَلِمْتُمُ الَّذِينَ اعْتَدَوْا مِنْكُمْ فِي السَّبْتِ فَقُلْنَا لَهُمْ كُونُوا قِرَدَةً خَاسِئِينَ فَجَعَلْنَاهَا نَكَالًا لِمَا بَيْنَ يَدَيْهَا وَمَا خَلْفَهَا وَمَوْعِظَةً لِلْمُتَّقِينَ

Wahrlich, Wir kannten bereits diejenigen unter euch, die bezüglich des Sabbats übertreten haben. So sprachen Wir zu ihnen: „Werdet zu erniedrigten Affen!“ So machten Wir es zu einer abschreckenden Strafe für jene, die anwesend waren und jene, die danach gefolgt sind sowie zu einer Ermahnung für die sich Hütenden.

 ~ Al-Bakara (Die Kuh) 2:65–66

Was ist der Sabbat?

Das Wort Sabbat bedeutet auf Hebräisch Ruhetag. Hiermit ist der Samstag gemeint, welcher im Judentum, aber auch im islamischen Kalender als der siebte und letzte Wochentag gilt. Allah betont sowohl in der Thora als auch im Koran, dass Er die Himmel und die Erde in sechs Tagen erschaffen hat. Da am siebten Tag jedoch keine weitere Schöpfung stattgefunden hat, wurde er als Ruhetag festgelegt. Dabei haben die Juden und Christen den Fehler begangen, zu behaupten, dass Allah sich an diesem Tag ausgeruht hat. Gemeint ist jedoch gewesen, dass Er von der Schöpfung von Himmel und Erde abgelassen hat, da nun alles beendet war. Der folgende Koranvers betont, dass Allah tatsächlich alles in sechs Tagen erschaffen hat, jedoch dabei keineswegs ermüdet ist:

Wahrlich, Wir haben die Himmel, die Erde und das, was zwischen ihnen liegt, in sechs Tagen erschaffen. Uns traf keinerlei Ermüdung.

~ Kaf 50:38

Den Juden wurde in der Thora eindeutig auferlegt, dass es ihnen untersagt war, am Sabbat zu arbeiten. Es war nicht erlaubt, Geld zu verdienen oder anderweitig nach einem weltlichen Profit zu streben. Der ganze Tag sollte weitestgehend mit Gottesdiensten verbracht werden. Dieses Gebot ist außerdem Teil der bekannten Zehn Gebote.

Der folgende Vers zeigt, dass der Sabbat tatsächlich als Gebot existierte, jedoch für die Muslime keine weitere Relevanz besitzt:

Der Sabbat wurde lediglich denjenigen auferlegt, die darin uneinig wurden. Wahrlich, dein Herr wird am Tag der Auferstehung zwischen ihnen über das, worüber sie stets uneinig waren, richten.

~ An-Nahl (Die Biene) 16:124

Ein ähnliches Gebot erhielten die Muslime im Rahmen des Freitagsgebets, bei dem dasselbe Arbeitsverbot gilt. Die großen Unterschiede zum Sabbat bestehen darin, dass es von Samstag auf Freitag verschoben und die Dauer von einem ganzen Tag auf die Dauer einer Gebetsversammlung reduziert wurde.

O ihr, die geglaubt haben! Wenn ihr am Freitag zum Gebet gerufen werdet, eilt zum Gedenken Allahs und legt den Handel beiseite. Das ist besser für euch, wenn ihr wirklich wissen solltet.

~ Al-Dschumua (Der Freitag) 62:9

Der Gefährte Ibn Abbas, möge Allah mit ihm zufrieden sein, meinte zusätzlich, dass die Juden auch mit dem Freitag befohlen wurden, jedoch dahingehend uneinig wurden und den Samstag bevorzugten. Deshalb soll Allah ihnen die Gebote für den Sabbat erschwert haben.1

Der Grund hinter der Bestrafung

Aus dem 65. Vers der Sure Al-Bakara erfahren wir, dass eine Gruppe der Söhne Israels den Sabbat nicht rechtmäßig eingehalten hat. Inwiefern sie dabei gesündigt haben, erfahren wir jedoch in der 7. Sure Al-A’raf:

Frag sie über die Stadt, die sich am Meer befand. Sie hatten bezüglich des Sabbats übertreten. Ihre Fische kamen am Tag ihres Sabbats in Schwärmen zu ihnen. Doch an dem Tag, an dem sie den Sabbat nicht verbrachten, kamen sie überhaupt nicht zu ihnen. So haben Wir sie geprüft, da sie stets abgeirrt sind. Eine Gemeinschaft unter ihnen hatte gesagt: „Weshalb ermahnt ihr ein Volk, das Allah ohnehin vernichten oder mit einer strengen Strafe bestrafen wird?“ Sie hatten geantwortet: „Als eine Entschuldigung bei unserem Herrn und auf dass sie sich hüten mögen.“ Als sie dann das vergaßen, woran sie erinnert wurden, erretteten Wir diejenigen, die vom Übel abhielten. Diejenigen, die Unrecht begingen hingegen, ergriffen Wir mit einer überwältigenden Strafe, da sie stets abgeirrt sind. Als sie dann bezüglich dessen, was ihnen verboten wurde, übertraten, sprachen Wir zu ihnen: „Werdet zu erniedrigten Affen!“

~ Al-A’raf (Die Aussichtsposten) 7:163–166

Allah teilt das Volk in drei Gruppen auf:

  1. Die erste Gruppe hat am Samstag (Sabbat) trotzdem gefischt, weil genau an diesem Tag überdurchschnittlich viele Fische im Meer waren. Es wird auch überliefert, dass sie samstags nicht wirklich gefischt haben, sondern ihre Netze am Freitag ausgeworfen haben, um sie am Sonntag wieder einzuziehen und die Fische einzusammeln. Dies änderte jedoch nichts daran, dass sie versuchten, ihren Profit am Samstag nicht aufzugeben und somit das göttliche Verbot missachteten.
  2. Die zweite Gruppe hat eben diese Menschen, die das Gebot missachtet haben, gewarnt und sich dabei die Barmherzigkeit Allahs erhofft.
  3. Die letzte Gruppe hat das Gebot selbst eingehalten, jedoch versucht die zweite Gruppe davon abzuhalten, die erste Gruppe zu warnen. Sie waren nämlich der Meinung, dass es keinen Sinn ergibt, sie bezüglich ihrer Sünde zu ermahnen, da sie ohnehin bereits zu weit irregegangen seien.

Die Verse stellen klar, dass von diesen drei Gruppen lediglich eine, und zwar die zweite Gruppe, von der Strafe verschont blieb. Selbst jene Gruppe, die die Sünde zwar nicht begangen hat und „nur“ davon absehen wollten, ihre Mitmenschen zu warnen, wurden mit bestraft.

So lehren uns diese Verse die gewaltige Realität, dass es nicht ausreicht, sich von Sünden fernzuhalten. Wenn wir nicht das Rechte gebieten und vom Schlechten abhalten, tragen wir Mitschuld an allen Sünden, die öffentlich begangen werden. Erst wenn wir versuchen, dem ein Ende zu setzen, kann Allah dies als Entschuldigung zählen und uns infolge Seiner Barmherzigkeit verschonen. Deshalb sollten wir uns dieses Ereignis hinter die Ohren schreiben und niemals denken, dass es sinnfrei ist, jemandem die Wahrheit zu sagen. Selbst wenn dies weltlich gesehen zu unserem Nachteil sein sollte, werden wir nur dadurch im Jenseits erfolgreich sein können.

Sind sie tatsächlich zu Affen geworden?

Allah wiederholt bei diesem Thema, dass er jene zwei Gruppen zu erniedrigten Affen hat werden lassen. Manche haben darunter verstanden, dass sie dadurch in eine erniedrigte Lage versetzt wurden, in der sie wie Affen von nichts und niemandem ernstgenommen wurden. Dies ist jedoch keine stark vertretene Meinung. Denn es gibt keinen Grund dafür, diesen Vers metaphorisch zu verstehen. Das Naheliegendere ist, dass Allah sie tatsächlich zu Affen verwandelt hat. So wandelten sie als Affen umher, bis sie dann schließlich als solche verstarben. Während einige Gelehrten meinten, dass sie drei Tage so lebten, meinten andere, dass sie lange so lebten und sogar Nachfahren bekamen. Wie es auch immer gewesen sein mag – ist dies nicht eine größere Erniedrigung als an Ort und Stelle getötet zu werden?

Diese Erzählung birgt gewaltige Lehren für uns in sich. Wir sollten uns vor der Strafe Allahs niemals in Sicherheit wiegen. Wie viele Gebote halten wir nicht ein? Wie vielen Verbrechen gegenüber verhalten wir uns taub und stumm? Was ist unser Unterschied zu diesem Samstagsvolk? All diese Fragen müssen wir uns stellen und uns zügigst bemühen, zur zweiten Gruppe – der einzigen erfolgreichen Gruppe – zu gehören.

Im nächsten Teil werden wir, so Allah will, die Verse über das Opfern einer Kuh studieren, die der Sure Al-Bakara ihren Namen gegeben haben.

[1] siehe Fahr Ad-Din Ar-Razi, Tafsir Al-Kabir, Sure Al-A’raf Vers 163

Veröffentlicht von Himmelsschüler

Friede sei mit dir! Wir freuen uns, dass du unsere Plattform besuchst und heißen dich herzlich Willkommen bei Himmelsschüler! Himmelsschüler ist eine Plattform, die gegründet wurde, um den Menschen die Religion Gottes – wir nennen Ihn Allah – näher zu bringen. Diese Religion nennt Allah Islam (z. Dt. Ergebenheit). Allah hat alles, was der Mensch braucht, um rechtgeleitet zu werden und sowohl im Diesseits als auch im Jenseits Glückseligkeit zu erlangen, in Form eines Buches herabgesandt. Dieses Buch hat er Koran genannt. Der Koran wurde vor ca. 1400 Jahren einem in der Arabischen Halbinsel lebenden Mann namens Muhammed offenbart, der von Allah als Gesandter auserwählt wurde. Dessen Aufgabe bestand darin, den Menschen zu übermitteln, was ihm offenbart wurde. Seitdem wurde der Koran vom Arabischen in verschiedenste Sprachen übersetzt und weltweit verbreitet. Doch so, wie der Koran nicht die erste Nachricht Allahs an die Menschen ist, war Muhammed nicht der Erste unter den Gesandten (Möge Allahs Frieden mit all ihnen sein). Vor ihm gab es seit jeher unzählige Gesandte, die mithilfe der Offenbarungen Allahs mit derselben Mission entsandt wurden. Die Kernaussage der Offenbarungen war dabei stets die gleiche: Es gibt keinen Gott außer Allah! Der Gesandte Muhammed ist jedoch der letzte der Gesandten und der Koran die letzte Offenbarung Allahs für die Menschheit. Für jeden, der nicht blind ist, seinen Verstand nutzt und an seinen Schöpfer glaubt, stellt der Koran die Rechtleitung dar. Darin spricht der Schöpfer aller Nationen Seine Schöpfung direkt an, stellt Sich selbst vor und erklärt, warum wir Menschen hier sind – den sogenannten „Sinn des Lebens“ – und wohin die Reise letztendlich geht. Allah sagt im Koran: Wer ist besser hinsichtlich der Rede als der, der zu Allah ruft, rechtschaffen handelt und sagt: „Wahrlich, ich gehöre zu den Ergebenen.“ ~ Fussilet (Detailreich erklärt) 41:33 Unter euch soll es eine Gemeinschaft geben, die zum Guten einlädt, das Rechte gebietet und vom Schlechten abhält. Jene sind die Erfolgreichen! ~ Ali-Imran (Die Familie Amrams) 3:104 Um diesen Versen unseres Herrn gerecht zu werden, haben wir Himmelsschüler gegründet. So möchten wir dich und alle anderen Menschen mit der wahren Religion Allahs vertraut machen und zu ihr einladen. Wir rufen lediglich zu Allah, dem Herrn der Himmel und der Erde. Ihm allein dienen wir und Ihm allein haben wir uns ergeben. So begleite uns auf diesem Weg, sodass wir voneinander lernen und uns gegenseitig stärken; oder damit wir auf dem Weg zur Wahrheit auf ehrliche Art und Weise miteinander diskutieren und uns austauschen können. Lasst uns alle gemeinsam Schüler des allweisen Lehrers sein, auf dass wir Seine Gunst und Zufriedenheit und somit ewige Glückseligkeit erlangen!

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